Sonntag, 19. März 2017

Brot und Spiele

Mit weitem Abstand siegten die Politiker, die den Bürgern immer neue Wohltaten versprachen trotz einer Milliarde städtischer Schulden. Weit abgeschlagen sind die, wie meine Wenigkeit und Helmut Klett, die mahnten, daß man das Geld, daß man so großzügig für "bezahlbare Wohnungen", "Betreuungseinrichtungen" "den ÖPNV" usw. ausgeben will, ja erst einmal verdienen muß.

Ich habe es so erwartet. Am Ende kam ich mir vor wie ein Mensch aus einer ganz anderen, weit entfernten Zeit.

Donnerstag, 9. März 2017

Erinnerungslücke: Kein Gedenken an die Brandnacht?


Luisenplatz 1944
Die Darmstädter Erinnerungstopographie weist eine seltsame Lücke auf. In der Innenstadt, also der ehemaligen Altstadt und der Mollerstadt, weist nichts auf die mehr als 12.000 Menschen hin, vorwiegend Frauen und Kinder, die in der Brandnacht des 11.September 1944 ums Leben kamen.

Zwar gibt es die Gedenkstätte auf dem Waldfriedhof, wo die nicht identifizierten oder identifizierbaren Opfer in einem Massengrab bestattet wurden, am Ort des Geschehens aber erinnert nur eine Betonstele mit den Bilder der zerstörten Gebäude an die Zerstörung der Stadt und ihrer Gebäude, doch auf den Texttafeln kein Wort über die Opfer.

Die Gedenkstätte am Kapellplatz erinnert seltsam abstrakt an die "Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft", doch die Jahreszahl an der als Mahnmal nur mit den Außenmauer aufgebauten Kapelle weist eindeutig auf die Zeit des "Dritten Reiches" hin, und stellt damit die "Opfer des Krieges" in den Hintergrund.

Ich bin als Kind in der damals noch weiträumig zerstörten und niedergebrannten Stadt aufgewachsen, ich sah sie, wie sie zumindest in ihren Grundrissen ausgesehen haben mußte, und ich erlebte einen rigorosen, völlig rücksichtslosen Wiederaufbau, der das Gesicht der Stadt ein zweites Mal zerstörte.

Mit der Erinnerung an die Brandnacht, mit der ich zum ersten Mal in meinem Leben im Alter von fünfzehn Jahren, im Jahr 1964 in Form von Augenzeugenberichten und ausführlichen Reportagen in den Tageszeitungen konfrontiert wurde, habe ich mich mein Leben lang beschäftigt. Ohne diese Berichte hätte ich wohl nicht den Kriegsdienst verweigert, und später habe ich jahrelang als Anwalt Kriegsdienstverweigerer vertreten, aus vollem Herzen und mit großem Engagement.

Daß es aber so gar keine Gedenkstätte für die Brandnacht gab, hat mich immer schon gewurmt.

Umso mehr freut es mich nun, daß endlich ein prominenter Darmstädter die Initiative ergriffen hat, um die Brandnacht nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das "Saladin-Eck" der richtige Ort für ein Brandnacht-Museum ist, aber die Initiative unterstütze ich als "alter Darmstädter" aus ganzem Herzen. 

Der Artikel ist hier zu lesen.


Programm: 4. Parkmonopol beseitigen.

Wilhelminenstraße um 1970
Wenn ich dieses Bild sehe, kommen mir eigentlich fast die Tränen. Das Gelände des Alten Palais war noch eine Wiese, auf dem Gelände des Palaisgarten standen kleine Verkaufspavillons, die vielen kleinen, originellen Lädchen Platz boten. Die Wilhelminenstraße war noch die baumbestandene Prachtstraße, so wie sich Moller diese Straße gedacht hatte.

Und es gab Parkplätze. 10 Pfennig die halbe Stunde. An die alten "Parking-Meter" erinnere ich mich noch.


Zu der Vereinbarung mit dem Investor Mengler, der sowohl den Bau der Stadtautobahn, wie auch den Bau eines Rings von Parkhäusern und Tiefgaragen, wie auch den Bau des Luisencenters vorantrieb, gehörte, daß in einem Umkreis von 500 m um Menglers Garagen keine preisgünstigen Parkplätze angeboten werden dürfen.


So kam es. In der heutigen Fußgängerzone ist Parken weitestgehend verboten. Auch entlang des "Cityring" ist Parken weitestgehend untersagt. Parkplatz in der Innenstadt ist in insgesamt 3 Parkhochhäusern und 4 Tiefgaragen reichlich vorhanden, jedoch zu einem deutlich höheren Preis. Die Garagen gehörten schon immer zu einem Monopol, nämlich dem Monopol Menglers, den der wollte für die Bestechungsgelder, die er an SPD und CDU zahlte, ja auch eine Gegenleistung.


Sie gehören heute zu dem Monopolisten Q-Park. Das trio infernale Mengler, Reißer (CDU) und Sabais (SPD) hat aus der bis zur Unkenntlichkeit verunstalteten östlichen Mollerstadt eine Gelddruckmaschine gemacht.


Wie kommen wir da raus? Die Straßen gehören der Stadt. Sie kann den Monopolisten aushungern.

Mittwoch, 8. März 2017

Wahlkampf-Zwischenbilanz; Denunziation, Ausgrenzung, Terror

Briefkasten für Denunzianten am Dogenpalast in Venedig
1. Denunziation.

Ich bin bekennender Apo-Opa. Die Überidentifikation mit der feministischen Bewegung ist Teil des 68er-Syndroms. Als wir heirateten, nahm ich den Familiennamen meiner Frau an. Schließlich kam es darauf an, ein Zeichen gegen die patrilineare Rechtstradition des Patriarchats zu setzen.

Unsere Begeisterung für den Feminismus, speziell den linken, hat seitdem gelitten. Wer in einem Anwaltsbüro arbeitet, dem kann eigentlich nicht verborgen bleiben, daß die "Errungenschaften" des Links- Feminismus für Frauen fatal sind. Die faktische Abschaffung des Betreuungsunterhalts im Jahre 2008 durch die linksfeministische Justizministerin Zypries, hat Frauen ärmer gemacht und sie in die Abhängigkeit von "Vater Staat" gezwungen.

Die Frauenfeinde - so meine anwaltliche Erfahrung - sitzen in den feministisch gestimmten Ministerien, den Sozialämtern, die alleinstehende Frauen schurigeln, speziell den Jugendämtern, die seit mehreren Jahren die Zahl der "Inobhutnahmen" vor allem der Kinder alleinstehender Frauen vervielfacht haben.

Wie oft ich von Frauen gehört habe, daß sie von den "Erzeugern" ihrer Kinder gedrängt wurden, doch von der feministischen "Errungenschaft" des "Abtreibungsrechts", Gebrauch zu machen, mag ich nicht mehr zählen.

Und nun das: Wider besseres Wissen, und wegen eines unernst gemeinten Posts bei facebook - ein Zeitungsschreiber sollte eigentlich zwischen Satire und Prosa unterscheiden können - und eingeschrumpft auf ein Etikett, das man mir ankleben kann, werde ich seit Monaten als "Frauenfeind" denunziert. So, genau so funktioniert Denunziation.
Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.
2. Ausgrenzung

Daß mich die Oetinger-Villa-Crew nicht einlädt, ein Jugendzentrum in städtischer Trägerschaft, ist schon peinlich. Wer sich mit dem antifaschistisch-fem*inistischen Programm des JuKuZ befasst, wundert sich nicht. Es drohte ja auch Schreckliches. Was kann schlimmer sein, als ein Ex-68er, der vom wahren Glauben abgefallen ist.

Aber daß mich Diakonie und Caritas ausgrenzen, ist eine Riesen-Schweinerei. Ich berate beide Vereine seit 26 Jahren für einen seit 26 Jahren nicht angepassten sehr bescheidenen Betrag in allen Fragen des Ausländer- Asyl- und Sozialrechts.

Ich bin seit Jahrzehnten engagiertes Mitglied meiner Kirche, ich bin Gründungsmitglied einer christlich inspirierten Freien Schule, der nach dem brüderischen Bischof Johan Amos Comenius benannten Freien Comenius Schule,habe in einem Pfarrgemeinderat ehrenamtliche Arbeit geleistet, war Mitglied der ACK, arbeite als Küster für meine Gemeinde, singe im Kirchenchor, meine Frau führt unentgeltlich den Gemeindeladen und organisiert Gebetskreise, tausende Stunden unentgeltlicher Arbeit für ein "Vergelt´s Gott" und für die christliche Sache, haben mich gleichwohl nicht für würdig erscheinen lassen, in einem Stuhlkreis Platz nehmen zu dürfen.

Daß da nun im trauten Stuhlkreis bei Caritas und Diakonie  Jochen Partsch Platz nimmt, der es sich nicht nehmen läßt, jedes Jahr den "Christopher Street Day" zu hofieren, dreht mir den Magen um. Schließlich läßt Jochen es nicht dabei bewenden. Vielmehr versäumt er keine Gelegenheit, gegen "fundamentalistische" Christen zu wettern, die sich nicht für die Homo-Ehe, oder für die famosen kultusministeriellen Erlassen zur "Akzeptanz" homosexueller Lebensweisen begeistern lassen. Hier nachzulesen:
Wie Rosa Opposum verurteilte auch Jochen Partsch die Stuttgarter "Demo für alle" scharf, weil sie Schwule und Lesben ausgrenzen wolle. Eine Weitere ist im Oktober geplant und sollte dann auf mehr Widerstand stoßen. "Diskriminierung ist keine Verhandlungssache", betonte Partsch. Die Anständigen müssten Haltung gegenüber den Reaktionären zeigen.
Diesen Widerstand der "Anständigen" habe ich vor wenigen Monaten leibhaftig erleben dürfen. Bei der "Demo für alle" am 30.10.2016, organisiert von der Katholikin und (inzwischen ehemaligen) Christdemokratin Hedwig von Beverfoerde bedrohten hunderte von militanten "Anständigen" eine Demonstration unter anderem von Familien mit Kindern. Zu Beginn der Demonstration baten die Veranstalter, doch bitte Frauen und Kinder in die Mitte zu nehmen.

Der Polizei gelang es nicht gegen die "Anständigen" das Demonstrationsrechts der "Reaktionäre" durchzusetzen. Die Demo mußte umkehren.

Die Begründung für meine Nicht-Einladung ist die absolute Krönung des Ganzen:
„Wir haben die Freiheit, diese Entscheidung zu treffen“, betonte Edda Haack (Diakonisches Werk) am Freitagabend. Begründet wurde dies damit, dass die Veranstalter nicht neutral seien, sondern für christliche Werte in einer pluralen Gesellschaft stehen.
Meine Frau hat mir den Zeitungsartikel, in dem das stand, wortlos über den Tisch gereicht. Der absolute Tiefpunkt.

3. Terror.

Ich meine nicht die durchgeknallten Jugendlichen, die jeden Samstag den Info-Stand belagern und kulturell hochstehende oder auch völlig blöde Sprüche auf den Boden kritzeln. "FCK AFD" ist ja schon ein bissel altbacken. Aber "Nationalismus ist haram" eröffnet ein Spektrum von Deutungen, die sich aufs Anmutigste zu einem Bild völliger Verblödung fügen.

Ich meine den Boykott städtischer Ämter, die mich hintergehen. Ich meine die "Flüchtlingshelfer", die sich von meinen Mandanten Schreiben unterschreiben lassen, mit denen mir das Mandat gekündigt wird, weil ich nach ihrer - der "Helfer" - Auffassung der falschen Partei angehöre. Die meist nicht sprachkundigen Mandanten, wenn ich sie einbestelle, erklären, sie hätten gar nicht verstanden, was sie da und warum sie es unterschreiben.

Es wäre völlig vermessen, würde ich mich mit den verfolgten Juden vergleichen. Aber das Gefühl, wie es den Betroffenen so ging, wenn an der Schaufensterscheibe ein Plakat "Kauft nicht bei Juden" klebte, das Gefühl kann ich nun authentischer nachfühlen.

So viel Eimer, wie ich vollkotzen möchte, gibt es in unserem Haushalt nicht.

Samstag, 4. März 2017

Programm: 3. Cityring zurückbauen: Straßenbau als Klassenkampf von oben.

Wilhelminenstraße 1975: Der Alptraum Stadtautobahn beginnt.
Wie es zum Bau von Luisen-Center, Stadtautobahn und zum Parkhausmonopol Jakob Manglers kam, das hat schon den Charakter eines Stadt-Krimis "mit allem": Nepotismus, Bestechung, politischer Filz, Dummheit, Faulheit, Ignoranz, Mißachtung des Bürgerwillens. Der 1971 noch manchmal regierungskritische "Spiegel" hat das unter dem Titel "Affäre/Mengler: prall gefüllt" zum bundesweiten Thema gemacht. Unbedingt lesen! Geholfen hat es übrigens nichts.

Daß sich ausgerechnet Sozial- und Christdemokraten zum Schlappenschammes des "Investors" Mengler machen ließen, hab ich noch nie verstanden. Die Innenstadt wurde unbewohnbar, die vor allem mit Sozialwohnungen bebaute Hügelstraße, verlärmt und verpestet. Wohnungsbau an der Stadtautobahn? Unmöglich.

Auch die klassische Klientel der bürgerlichen Parteien, die Einzelhändler, litten. Die Mieten stiegen innerhalb des Rest-Innenstadt, der neuen Fußgängerzone, rasant, schließlich überlebten nur noch Konzernfilialen. Die Liste der vertriebenen, nicht auf den Massenkonsum ausgerichteten Einzelhandelsbetriebe ist lang und wird immer länger. Café Schwarz, Café Espenschied, Fisch-Fertig am Markt, Feinkost-Fertig in der Ludwigstraße, die auf hochwertiges Porzellan spezialisierte Firma Olitzsch, die "Truhe", die Firma Bergsträsser, die Hippie-Lädchen am Palaisgarten, sämtliche keinem Großkonzern angehörenden Buchhändler, der Herrenausstatter Wöhlert, Tritsch und Heppenheimer, Römer, der Naturkostladen "Farm", die Firma Molina, die Firma Riegel und Reisse, usw. usf. alles verschwand zugunsten gesichtsloser Konzernfilialen, die es in jeder Stadt und jedem Einkaufszentrum in gleicher Form gibt.

Straßenbau als "Klassenkampf von oben."

Ich will versuchen, dazustellen, wie der Rückweg aussehen könnte. Zunächst die Ausgangsposition.


Verkehrstrassen 1890
Der ursprüngliche Straßenplan Georg Mollers blieb noch bis 1945 erhalten. Rheinstraße, Neckarstraße, Mainstraße (heute Mathildenplatz/Wilhelminenstraße). In blau die Dampfstraßenbahn nach Arheilgen, Griesheim und Eberstadt. 

Ist-Zustand ab 1977

Das wirre Straßenbahn-Netz verdankt sich keiner Planung sondern nur dem Gezänk. Wieso gibt es einen unsinnigen Parallelverkehr auf Rheinstraße und Bismarckstraße? Weil sich die private SEG und die städtische Straßenbahn nicht einigen konnten. Die Stadt blockierte die Elektrifizierung der Dampf-Straßenbahn, die SEG blockierte die Nutzung ihrer Trassen auf Rheinstraße, Neckarstraße und Frankfurter Straße. Nun haben wir vier Straßenbahntrassen im Querschnitt, wo zwei genügten, und drei Gleisdreiecke, die eine Giga-Kreuzung erfordern (Rhein-Neckar-Straße) und zwei Plätze verschandeln (Luisenplatz und Willy-Brandt-Platz).

Aus der vierspurigen Hauptverkehrsstraße, der Rheinstraße, ist nun eine sechsspurige Stadtautobahn geworden, der City-Tunnel verschandelt Rhein- und Wilhelminenstraße, die Holzstraße verdient das Prädikat "häßlichste Straße der Republik". Gäbe es einen Preis für die idiotischste Straßenplanung innerhalb einer historischen Innenstadt, Darmstadt gebührte der Erste Preis mit drei goldenen Palmen.

Geht es anders? Ja, wenn man will. Wenn man auf Tunnel und Stadt-Autobahn verzichtet, die Schienentrassen auf eine Ost-West-Querung reduziert. Darmstadts westliche Herzhälfte - die Mollerstadt, die Altstadt ist rettungslos verloren - könnte wieder schlagen.


2020? 2030? Oder Niemals?

Eines sollte klar sein: ohne Neu-Ordnung der Verkehrstrassen keine Wiedergeburt der Mollerstadt. Das Gesamt-Konzept ist hier zu finden.


3. Cityring“ zurückbauen. Bestechliche Politiker und geldgierige Investoren haben die Darmstädter Innenstadt vor 40 Jahren in eine Betonwüste verwandelt. Die Bausünden des „autogerechten“ Umbaus der Innenstadt müssen beseitigt werden.

Mittwoch, 1. März 2017

Politischer Aschermittwoch


Den "Politischen Aschermittwoch" habe ich nie verstanden. Es sind schon komische Typen, die meinen, dies sei der richtige Tage, um den politischen Gegner in die Pfanne zu hauen, dazu Weißwurst zu fressen und Bier zu saufen.

Geht es an diesem Tag nicht etwa um die eigenen Sünden, und ist dies nicht ein Tag, der dem Fasten und dem Gebet gewidmet ist?

Sonntag, 19. Februar 2017

Wort zum Sonntag.

Darmstadt 1840
"Wenn damit der Liberale die Dezentralisation in allen Sphären zum Programm erhebt, handelt er aus einer Weisheit, die alle menschliche Erfahrung für sich hat. So wird er zum Anwalt der Trennung der Gewalten, der staatsfreien Sphären, der ‚corps intermédiaires’ (Montesquieu), der geistigen Freiheit, des Eigentums als Normalform der wirtschaftlichen Existenz der Menschen, der wirtschaftlichen und sozialen Dezentralisation, des Kleinen und Mittleren, des wirtschaftlichen und geistigen Wettbewerbs, der kleinen Staaten, der Familie, der Universalität der Kirchen, der sozialen Gliederung. So wird er zum unversöhnlichen Gegner des politischen, wirtschaftlichen und geistigen Zentralismus, des Kolossalen, der Monopole (auch derjenigen des Staates oder der Gewerkschaften), des Kollektivismus, der Mammutgebilde, der Vermassung, der Riesenstädte, der Anhäufung des Reichtums, des Imperialismus." (Wilhelm Röpke, Maß und Mitte)

Donnerstag, 16. Februar 2017

Kurzprogramm, Finale Version

Narrenschiff Darmstadt



Umdenken statt „Weiter so“

Kurzprogramm

1.Dezentralisierung und Demokratisierung der Stadt: Ortsbeiräte für die Stadtteile Darmstadt, Bessungen, Arheilgen, Eberstadt und Kranichstein.

2. Verkehrsbelastung gerechter verteilen. Darmstadt braucht keine Umgehungs- sondern Entlastungsstraßen. Der Eifelring ist bis zur Gräfenhäuser Straße zu verlängern. Darmstadt braucht eine Verbindung des Martin-Luther-King-Rings mit der Erbacher Straße. Der Böllenfalltorweg kann als Entlastungsstraße bis zur Eugen-Kogon-Straße dienen.

3. Cityring“ zurückbauen. Bestechliche Politiker und geldgierige Investoren haben die Darmstädter Innenstadt vor 40 Jahren in eine Betonwüste verwandelt. Die Bausünden des „autogerechten“ Umbaus der Innenstadt müssen beseitigt werden.

4. Parkmonopol beseitigen. Der politische und ökonomische Filz der 70iger Jahre schuf ein teures Parkhaus-Monopol, das die Stadt verschandelt. Parken am Straßenrand muß wieder möglich und bezahlbar sein.

5. Regiotram für 100.000 Pendler. Das veraltete Straßenbahnsystem ist zu einem leistungsfähigen Stadtbahnsystem umzubauen und mit den regionalen Schienennetzen zu einer „Regiotram“ nach Kasseler Vorbild zu verbinden. Nur so schaffen wir einen Quantensprung im ÖPNV. 100.000 Pendler kommen aus dem Umland, vor allem Familien wohnen dort, auch sie sind „Darmstädter“.

6. Wohnungen: Mut zur Wahrheit. Wer den Bürgern 10.000 neue „bezahlbare“ Wohnungen verspricht, will betrügen. Die als Lösung angebotene „Nachverdichtung“ würde die Lebensqualität erheblich verschlechtern .In der Stadt kann nur noch in geringem Maß Wohnraum durch Lückenschluß oder Konversion entstehen. Die Lösung liegt in der Vernetzung mit der Region. Nur dort gibt es noch „bezahlbaren Wohnraum“.

7. Die sozialen Brennpunkte der Stadt sind vor allem Folgen einer verfehlten Stadtbaupolitik. Die Stadt schafft mit einer 1.000-Personen-Unterkunft für Asylbewerber am Sensfelder Weg gerade einen weiteren sozialen Brennpunkt. Umdenken statt weiter so.

8. Umwelt: Alleen und baumbestandene Plätze sollen wieder in die Stadt zurückkehren. Ein neuer „Verkehrskompromiß“ könnte das möglich machen. Die Lichtwiesenbahn ist sinnfrei und zerstört einen innerstädtischen Park.

9. Darmstadt muß aus der mißratenen „Energiewende“ aussteigen. Wir können es nicht zulassen, daß vor unserer Tür der Odenwald mit 400 Windrädern vom Natur- zum Industriepark wird. Die steigenden Energiepreise werden bis 2025 eine vierköpfige Familie 35.000 Euro kosten. Die Beteiligung der HEAG an Windparks im Odenwald ist zu beenden.

10. Kinderbetreuungseinrichtungen auch an Schulen sollen den Bedarf decken, und nicht der Ideologie der an der Vollzeitbeschäftigung beider Eltern orientierten „Lufthoheit über den Kinderbetten“ dienen.

11. Kulturpolitik ist in Darmstadt Staatstheaterpolitik. Derzeit zahlen Stadt und Land 33 Mio per anno für das Staatstheater. Da bleibt nicht mehr viel für die Förderung freier Initiativen. 

12. Sport: Der Neubau und Umzug des SV 98-Stadions muß zügig erfolgen. Der alte Standort taugt schon seit Jahrzehnten nicht mehr.

13. Partnerstädte: Das als Instrument der europäischen Versöhnung geschaffene Vertragswerk der „Partnerstädte“ weist eine Lücke aus. Eine russische Partnerstadt fehlt. Der Kalte Krieg ist zu Ende.


Kirchturmdenken überwinden.
Hans Mohrmann.
Oberbürgermeister für Darmstadt.


Sonntag, 12. Februar 2017

Sonntagsbild und Sonntagswort

El Greco, die Hochzeit der Jungfrau

Es ist auch gesagt / Wer sich von seinem Weibe scheidet/der soll ihr geben einen Scheidbrieff. Ich aber sage auch/wer sich von seinem Weibe scheidet/es sey denn umb Ehebruch/der macht/das sie die Ehe bricht/und wer eine Abgescheidete freiet/der bricht die Ehe. (Luther-Übersetzung, Matthäus 5, 31,32) Tages-Evangelium von 12.2.2017

Samstag, 11. Februar 2017

Programm: 2. Verkehrsbelastung gerecht verteilen.



Hügelstraße 16 vor dem Krieg noch ohne Stadtautobahn.
Die Hügelstraße, heute Teil der Stadtautobahn "City-Ring", ist ein typisches Beispiel für die ungerechte Verteilung der Verkehrsbelastung. Um des Kommerzes willen wurde der Straßenverkehr von der Rheinstraße in die Hügelstraße verlegt. Von einer Geschäftsstraße also in eine Wohnstraße, an der vor allem Sozialwohnungen des Bauvereins liegen.

Die Hügelstraße ist heute die schmutzigste und lauteste Straße der Stadt. Kommerz und die zarten Sinne der Bewohner der "grünen Viertel" gehen vor den Belangen der Sozialmieter an einer Straße, die eigentlich schon immer eine Wohnstraße war. 


Enlastungsstraßen könnten helfen.


Wer aber in Google "Darmstadt" und "Umgehung" eingibt, wird vor allem finden, daß in Darmstadt jede Menge "Gegen-"-Initiativen existieren.


Aber das Bild ist nicht zutreffend.


So gab es eine Initiative in Darmstadt, die BI gegen die "Osttangente", die gleichzeitig für eine Umgehungsstraße, oder korrekter gesagt, eine Entlastungsstraße eintrat. Diese Straße sollte in Fortsetzung des Martin-Luther-King-Rings westlich entlang der Odenwaldbahn das Martinsviertel vom Durchgangsverkehr entlasten.


Die Ost-Tangente war als vierspurige Stadtautobahn mitten durch das Martinsviertel geplant. Die alten Häuser an der Arheilger Straße wären abgerissen worden, das Martinsviertel wäre zum "Trassenviertel" mutiert.


Die Alternativ-Trasse nannte sich "Advokatentrasse", weil sie als Gegenentwurf zur Ost-Tangente von den Planeradvokaten des Sanierungsgebietes Martinsviertel entworfen wurde. Doch sie wurde durch die bewußte und gewollte Genehmigung von Gebäuden auf dieser Trasse durch den berühmt-berüchtigten Planungsdezernenten Reißer zumindest erschwert.


Eine "Umgehung" braucht kein Mensch, eine "Entlastung" aber sehr wohl, denn wer etwa aus Kranichstein in Richtung Böllenfalltor will, muß mitten durch die Stadt, durch die viel zu enge Kranichsteiner Straße etwa.


2. Verkehrsbelastung gerechter verteilen. Darmstadt braucht keine Umgehungs- sondern Entlastungsstraßen. Der Eifelring ist bis zur Gräfenhäuser Straße zu verlängern. Für die Verbindung des Martin-Luther-King-Rings mit der Erbacher Straße braucht es neue Ideen. Der Böllenfalltorweg ist als Entlastungsstraße bis zur Eugen-Kogon-Straße auszubauen.


Freitag, 10. Februar 2017

Programm: 1. De-Zentralisierung und Demokratisierung

Eine Hommage an Wilhelm Röpke
Wie groß ist Darmstadt? Wer einen Spaziergang vom Ostbahnhof zum Hauptbahnhof macht, wird eine ungefähre Ahnung gewinnen. Mehr als eine Dreiviertelstunde braucht ein strammer Marschierer nicht, um einmal die Stadt von Ost nach West zu durchqueren.

In der Kernstadt leben, wenn man die statistischen Bezirke Darmstadt-West und Darmstadt-Nord großzügigerweise dazuzählt, weniger als 60.000 Menschen. Eine eher kleine Mittelstadt.


Erst wenn man die seit 1888 eingemeindeten Kleinstädte Bessungen (eingemeindet 1888) mit rund 13.000 Einwohnern, den anschließenden Stadtteil Darmstadt-West mit rund 16.000 Einwohnern, die 1938 durch den NSDAP-Gauleiter Sprenger zwangseingemeindeten ehemals selbständigen Kleinstädte Arheilgen (rund 17.000 Einwohner) die Mittelstadt Eberstadt (rund 22.000 Einwohner), sowie die erst in den 70ger Jahren entstandene "Trabantenstadt" Kranichstein (11.000 Einwohner) dazuzählt wird die Mittelstadt Darmstadt zur Großstadt.


Daß seit 1977 auch die Kleinstadt Wixhausen mit rund 6.000 Einwohner dazugehört, haben wir dem jakobinisch-sozialistischen Ungeist der 1977 von der damaligen sozialliberalen Koalition veranstalteten "Gebietsreform" zu verdanken.


Soziologisch und historisch aber ist "Darmstadt" nur der kleinere Teile eines Konglomerates von Klein und Mittelstädten.


Dennoch haben diese kleinen und mittleren Städte, bis auf Wixhausen, auch den letzten Rest von Autonomie verloren. Darmstadts OB und Stadtverordnetenversammlung regieren gleichsam absolutistisch über Stadtteile, denen man seit teilweise mehr als hundert Jahren noch nicht einmal einen Ortsbeirat gönnt.


Immer dann, wenn es einer wieder einmal anregt, wenigstens für ein paar Stadtteile die in der HGO vorgesehenen Ortbeiräte einzurichten, wird dies meistens aus eine GANZ GROßEN KOALITION aus SPD, CDU, Grünen, FDP, Linken und "UFBASSE" abgelehnt. Die Stadtteile seien ja auch schon in der StaVo repräsentiert, heißt es dann.


Allerdings, wie man weiß, sind sie dort eben immer eine Minderheit, die aus politischen Gründen in der Regel überstimmt wird. So geschehen bei der Auseinandersetzung um die Straßenbahn nach Kranichstein, die auf den fast einhelligen Widerstand der Kranichsteiner stieß, ebenso wie die Verlängerung der Straßenbahn in Arheilgen.


1. Dezentralisierung und Demokratisierung der Stadt: Ortsbeiräte für die Stadtteile Darmstadt, Bessungen, Arheilgen, Eberstadt und Kranichstein.
Erklärung: Die in der Regel zwangseingemeindeten Stadtteile außer Wixhausen besitzen keinerlei Autonomie mehr, Darmstadt regiert über diese Stadtteile und über die Köpfe der Einwohner hinweg.

Wilhelm Röpke hielt die "Konzentration" sei es in ökonomischer oder politischer Hinsicht für das Erbübel schlechthin. Röpke gilt als einer der "Väter" der politischen Theorie der sozialen Marktwirtschaft.

Donnerstag, 9. Februar 2017

Nazis, Sozis und die Stadt

Darmstadt Marktplatz Jahrhundertwende
Ich habe mich immer wieder gefragt, wie es eigentlich kam, daß der Altoberbürgermeister Ludwig Metzger, der wegen seiner politischen Überzeugung als Sozialdemokrat 1933 aus dem Staatsdienst entlassen wurde, sich nach dem Krieg mit notdürftig "gewaschenen" ehemaligen NSDAP-Mitgliedern umgab, die die Planung des Wiederaufbaus der Stadt und die Baupolitik der TH besorgen sollten.

Eigentlich war in der an begabten Architekten und Stadtplanern nicht armen Stadt Darmstadt ja genug Sachverstand konzentriert, und zwar ohne braune Flecken auf der Weste. Es hätte ja auch der künstlerisch begabte Otto Bartning werden können, der die Linien der Stadtplanung vorgab, oder der Architekturhistoriker Professor Karl Gruber.


Karl Gruber wurde immerhin in der allzu kurzen Aufbruchsphase nach dem Krieg noch zum Leiter der Wiederaufbaukommission der TH ernannt. Sein Wiederaufbauplan für die Altstadt aber blieb unberücksichtigt.


Nicht Gruber wurde 1946 zum Oberbaudirektor der Stadt ernannt, sondern der Albert-Speer-Jünger und gerade frisch mit einem "Persil-Schein" gewaschene NS-Architekt Peter Grund. Und in seiner Zeit als Kultusminister protegierte ausgerechnet Metzger dann auch noch Grunds Ex-Parteigenossen Herbert Rimpl und Ernst Neufert. Beide gelangten in höchste Ämter an der TH Darmstadt.


Gemeinsam machten sich diese drei daran, die Altstadt im Speerschen Sinne zu dekonstruieren. Dutzende Privatgrundstücke wurden flächendeckend enteignet, die Trümmer der Altstadt mit Bulldozern zum Planum einer überdimensionierten Aufmarschstraße - der Landgraf-Georg-Straße - zusammengeschoben. Auf der südlichen Seite blieb inmitten einer spärlichen Randbebauung eine Brache, die euphemistisch als "Park" deklariert wurde, nördlich machten sich die banalen Zweckbauten der TH breit. 

Mit alten Nazis ... hatte Metzger keine Probleme. Schon 1947 (richtig: 1946) berief er den NS-Architekten Peter Grund zum Darmstädter Oberbaudirektor; zeitgleich erhielten Grunds ehemalige Parteigenossen Herbert Rimpl und Ernst Neufert höchste Ämter an der Technischen Hochschule. Rimpl entwarf den Generalplan für den Wiederaufbau der TH. Neufert stapelte das Gewünschte mit größtmöglicher Rücksichtslosigkeit ins Weichbild der Darmstädter City.
... Gegen Grund hatte Karl Gruber - selber TH-Professor - keine Chance. Gruber hatte schon 1945/46 einen Wiederaufbauplan entwickelt, der behutsam versuchte, Stadtgeschichte und Stadtform in eine der Neuzeit gemäße Topografie zu überführen. Das Grand Design, das nun zum Zuge kam, wischte dagegen alle historischen Grundrisse vom Tisch. (Honold, Echo, Die Tote-Hosen-Zone der TU)
Die Altstadt war damit plattgemacht, im wahrsten Sinn des Wortes, und mit überdimensionierten Straßenbauten zerschnitt Grund anschließend die Neue Vorstadt, Mollers Design.

Die verbleibenden schäbigen Reste erledigte dann der Filz aus "Investoren" - vor allem einem Investor - und einer faulen, korrupten und offenbar nach dem Baustoff Beton süchtigen Koalition aus praktisch allen politischen Parteien Darmstadt. 


Professor Karl Gruber durfte die Stadtkirche wieder aufbauen, mehr nicht. Das Kaufhaus Fuld hinten rechts gehörte einer der einflußreichsten jüdischen Familien Darmstadts. Das Bild muß daher vor 33 und wohl kurz nach der Jahrhundertwende entstanden sein.

Montag, 6. Februar 2017

Montagsbild: das "Kleine Haus"

Herkunft des Bildes: http://www.dein-darmstadt.de/bilder/alle

Das Kleine Haus war ursprünglich eine Reithalle und bis zur Brandnacht eines der ältesten Theatergebäude Deutschlands. Es brannte nieder, wäre jedoch, wie andere Gebäude, wieder rekonstruierbar gewesen.

Trotz Widerstands aus der Bevölkerung, die mit 18.000 Unterschriften den Wiederaufbau des Theaterensembles forderten, fiel das Theater dem Neuerungswahn zum Opfer.

Ein früherer Planungsdezernent warf den Darmstädter Abrißbirnen später einmal vor, "Krieg gegen geschichtliche Denkmale" geführt zu haben und noch immer zu führen. "Sozialistische Intoleranz gegenüber feudalen Bauwerken" sei ausschlaggebend dafür gewesen, dass "die Stadt Darmstadt und das Land Hessen in der Vergangenheit wichtige historische Bauten verkommen ließen und dem Erdboden gleichmachten".

So kann man das sagen.

Sonntag, 5. Februar 2017

Sonntagsbild

Hoftheaterplatz und Paradeplatz Ende 19. Jhdt.
Das Ensemble Paradeplatz und Hoftheaterplatz Ende des 19. Jahrhunderts tauschten die Darmstädter in den 1970iger Jahren gegen Stadtautobahn und Parkbunker ein.

Das Bild zeigt links noch das Exerzierhaus (Zeughaus), das 1892 abgerissen und an dessen Stelle das Landesmuseum erbaut wurde. Die Photographie muß also aus der Zeit vor 1892 stammen.

Samstag, 4. Februar 2017

Zehntausend Wohnungen: die Rückkehr der Mietskaserne.

Zilles Darstellung des anmutigen Millieus der Berliner Mietskaserne

Die Kandidaten für das Amt des Darmstädter Oberbürgermeisters überschlagen sich derzeit mit ihren Angeboten. Unter 10.000 Wohnungen geht gar nichts. Die schwarzgrüne Koalition hat die Marke gesetzt.

Zunächst: Fehlt in Darmstadt wirklich Wohnraum? Eigentlich nicht. Der Durchschnitts-Darmstädter lebt heute mit 42 qm Wohnfläche auf doppelt so großem Fuß wie in den 60igern. Die Durchschnittsbelegung betrug 2006 nur noch 0,47 Personen pro Raum (1968: 0,71). Auch im Vergleich zu anderen Großstädten ist das viel. In Frankfurt sind dies, je nach Stadtviertel zwischen minimal 25 maximal 47 qm. Grund für diese gewissermaßen unwirtschaftliche Nutzung des vorhandenen Wohnraums ist u.a. die Hohe Zahl der Einpersonenhaushalte, die in der Innenstadt mehr als 60% Anteil haben.

Fragt man bei den Programmmachern nach, wo die Wohnungen gebaut werden sollen, werden die Aussagen dünn. Nur wenige wagen sich, zu sagen, was das bedeutet. Nachverdichtung heißt das Zauberwort, aber konkrete Beispiel fehlen.

Mir sind die Beispiele bekannt. Ich habe in mehreren Fällen gegen solche "Nachverdichtungen" geklagt. Zum Beispiel an der Gardistenstraße, wo ein Neubau gegen die Vorgaben des BPlans verstieß, der verlangte, daß das historische Ensemble der Gardistenhäuser aus denkmalschützerischen und städtebaulichen Gründen nicht tangiert werden dürfe.

Die Mandantin ließ sich "rauskaufen", das Ergebnis, das sämtliche Vorgaben des BPlans verletzte, kann man nun besichtigen. Mit Billigung der damals grünen Planungsdezernentin Lindscheid und gegen den Widerstand der Anwohner, die viel Geld in die denkmalsgerechte Renovierung der Gardistenhäuser gesteckt haben wurde in der brutalstmöglichen Weise "nachverdichtet".

Die zum neuen Dogma erhobene Nachverdichtung wird die Wohnqualität erheblich verschlechtern. Wo ein dreistöckiges Gebäude stand, steht nun ein fünfstöckiges, wo Parkplatz fehlte, ist er nunmehr nicht mehr vorhanden. Bei der Sanierung des Martinsviertels hat man die Blöcke entkernt, um mehr Luft, Licht und Sonne für den Wohnbestand zu schaffen und nun retour? Mietskasernenbau im Stil der "Jahrhundertwende"? Hinterhäuser, die den Vorderhäusern, Licht Luft und Sonne nehmen?

Das Ergebnis wird dazu führen, daß demnächst überall Kranichstein sein wird, weil in den "verdichteten" Vierteln die Wohnqualität sinkt, die Attraktivität nachläßt, die Besserverdienenden wegziehen.

Außerdem setzt das Baurecht enge Grenzen. Oder auch nicht. Man kann das Baurecht, wie oben beschreiben, ja auch einfach ignorieren.

Der neue Baugebietstyp des "Urbanen Gebiets" (§ 6a BauNVO) soll Wohnraum in hochverdichteten Innenstädten schaffen. Man wird sich da das neue Wohnbürohaus vorstellen können mit einem dutzend Geschossen oder mehr. Das Menglerhochhaus und die überzähligen Bürobauten bieten sich an.

Ganz besonders sinnig ist - auch das findet sich in den Vorschlägen -die Idee der Bebauung des Marienplatzes mit Wohnungen. Dieser Platz ist in Wahrheit das Gelände der ehemaligen Dragonerkaserne. Der Marienplatz lag östlich der Heidelberger, wurde aber unter dem Betongebirge des Landestheaters begraben. Der ehemalige Palaisgarten wurde durch das Luisencenter überbaut. Als Ausgleich sollte der neue Marienplatz eine Grünfläche werden.

Die Lösung liegt u.a. im Wiederaufbau - noch immer gibt es zahlreiche Häuser in der Innenstadt, wo nach dem Krieg nur ein oder zwei Geschosse wiederaufgebaut wurden, in der Verbesserung der Wohnqualität (wer baut schon Wohnungen am "Cityring") und in der Verbesserung des Verkehrssytems, damit Wohnen im Umland attraktiver wird. Da ist nämlich noch Fläche vorhanden.

Die Lösung liebt vor allem in einer dichteren Bewohnung, nicht einer dichteren Bebauung. Es braucht also Anreize dafür, etwa dann, wenn die Kinder aus dem Haus sind, eine kleinere Wohnung zu suchen.

Auch hier wäre der Mut zur Wahrheit bitter nötig. Die innerstädtischen Wohnbauflächen für den Wohnbau sind praktisch nicht vorhanden, will man nicht auch noch die letzte Freifläche zubauen. Die Nachverdichtung führt zur Verschlechterung der Wohnqualität, die Mietskaserne ist kein heiß begehrter Wohnort.

Schließlich ist in Darmstadt selbst sanierter Altbau-Wohnraum unter 9 Euro netto/Kalt nicht zu bekommen. Ohne massive Subventionierung läuft also gar nichts, will man die soziale Segregation vermeiden.

Darmstadt muß über den Tellerrand, sprich die Stadtgrenze schauen, der Wohnungsneubau ist in Darmstadt zu Ende.

Freitag, 3. Februar 2017

"Die revolutionäre Karriere"

Max

Nachdem ich am Wochenende mit gravierenden Symptomen im Krankenhaus gelandet bin, und festgestellt habe, daß mich die ständigen Angriffe gegen meine Person, außerparteilich und innerparteilich doch krank machen - ich hielt mich für unverletzlich - erinnerte ich mich daran, welchen Spruch ich in meinem Studentenzimmer an der Wand hängen hatte.
Die revolutionäre Karriere führt nicht über Bankette und Ehrentitel, über interessante Forschungen und Professorengehälter, sondern über Elend, Schande, Undankbarkeit, Zuchthaus ins Ungewisse,das nur ein fast übermenschlicher Glaube erhellt. Von bloß begabten Leuten wird sie daher selten eingeschlagen. (Max Horkheimer, Dämmerung)
Meine spätere Frau hat sich furchtbar erschreckt, als sie diesen Zettel gesehen hat. Aber vielleicht werde ich noch immer vom selben Geist angetrieben. 

Max Horkheimer ist einer der mutigsten und unverblümtesten Menschen, die ich in meinem Leben kennengelernt hat. Ich bin kein Anhänger der "Kritischen Theorie", aber auf meinen Professor Max lasse ich nichts kommen. Hier Max H. im O-Ton.
Und außerdem hat der Marx gar nicht gesehen, daß Freiheit und Gerechtigkeit dialektische Begriff sind. Je mehr Freiheit, desto weniger Gerechtigkeit. Und je mehr Gerechtigkeit, desto weniger Freiheit.
Das hätte ein Erik Maria Ritter von Kuehnelt-Leddihn auch nicht anders gesagt. Wirklich kluge Menschen treffen sich immer in der selben Erkenntnis.