Donnerstag, 2. Februar 2017

Wie Faulheit, Dummheit und Geldgier Darmstadt ein zweites Mal zerstörten.

"Schloßgarage" und Hoftheater 1970 ff.

Dieses Bild vereint in sich alles, was aus einer Stadt einen Trümmerhaufen macht, Ignoranz, Geldgier, Vetternwirtschaft und Filz.

Den Bauherrn der "Schloßgarage", die gleichzeitig in ihrem rückwärtigen Teil ein von Staatsgeldern subventionierter Atom-Bunker ist, kannte ich noch gut. Eigentlich kannte den jeder, weil er mit seinem Mercedes 600 liebend gerne in der Innenstadt spazierenfuhr, damit auch keiner übersah, daß er das dickste Auto der Stadt besaß.

Mit hundertausenden Mark bedachte Jakob Mengler die damals mit absoluter Mehrheit regierende SPD und die Stadt und vergaß natürlich auch die "Opposition" nicht, die CDU.

Er vergaß allerdings auch nicht, seine Spenden zurückzufordern, wenn nicht so abgestimmt wurde, wie erwartet und gewünscht.

Bequem für den Darmstädter Politfilz, profitabel für Mengler, denn  die Kommune ließ bauen, statt selbst die Hand zu rühren, und Jakob Mengler verdiente mit dem Garagen-Monopol in der Stadt, daß er sich auch noch vertraglich gegen die Konkurrenz absichern ließ, weit mehr, als an "Spenden" wieder zurückfloß. Wer sich heute über mangelnde Parkplätze in der Innenstadt ärgert, sollte wissen, daß sich Mengler zusichern ließ, daß 500 Meter um seine Garagen ein Parkverbot zu gelten habe.

Daß gleichzeitig die Innenstadt in eine Betonwüste verwandelt wurde, daß die Prachtstraße Wilhelminenstraße in Beton ersoff, daß die Plätze Darmstadts einer nach dem anderen Ihr Flair und ihr Grün verloren, störte den "Baulöwen" überhaupt nicht, und den bräsigen OB Dr. Ludwig Engel erst recht nicht.

Sozial- und Christdemokraten nickten alles ab, sprang doch für die Parteikassen stets noch etwas ab.

Die einzigen, die protestierten, war ein kleines Häuflein Jusos, zu denen ich mich damals zählte, und ein tapferes Bündnis engagierter Bürger. Die erste Demonstration, an der ich in Darmstadt mit süßen siebzehn teilnahm, richtete sich gegen den Bau einer Villa für Dr. Ludwig Engel im Landschaftsschutzgebiet an der Rosenhöhe. 

Kann man ja verstehen, daß man ein bissel Grün vor der Tür haben möchte, nachdem der Geschäftspartner die ganze Innenstadt in eine einzige Betonwüste verwandelt hat.

Das Luisenzentrum ist in meinen Augen das ganz sicher häßlichste Kaufrathaus der Welt gewesen, vielleicht nicht objektiv, aber weil unter diesem verqueren Bunker mein geliebter Palaisgarten verschwand, zumindest subjektiv. Der Inhaber des feinsten Ladens am Palaisgarten, Ludwig Bergsträßer versuchte noch, Geist und Sachverstand in der Stadt gegen dieses Vorhaben zu mobilisieren, es hat nichts gefruchtet. Kommerz und Filz waren stärker.

Bergsträssers kleine Broschüre "Armes Darmstadt, Deine Plätze" habe ich noch. Sie ist von meinem Mentor, dem Sozialdemokraten Ernst Theodor Mohl unterschrieben, von Diplomingenieuren, Professoren und Doktoren, auch von der hochdekorierten Darmstädter Schriftstellerin Gabriele Wohmann. Gegen das Bündnis von Dummheit und Gier, personifiziert in dem Ignoranten Ludwig Engel und dem Betonkopf Mengler kam der feine, alte Herr Ludwig Bergsträsser nicht an.

Bei der Einweihung des "Luisenzentrums" flogen Eier und Tomaten. Es war ein feierlicher Moment.

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