Sonntag, 19. März 2017

Brot und Spiele

Mit weitem Abstand siegten die Politiker, die den Bürgern immer neue Wohltaten versprachen trotz einer Milliarde städtischer Schulden. Weit abgeschlagen sind die, wie meine Wenigkeit und Helmut Klett, die mahnten, daß man das Geld, daß man so großzügig für "bezahlbare Wohnungen", "Betreuungseinrichtungen" "den ÖPNV" usw. ausgeben will, ja erst einmal verdienen muß.

Ich habe es so erwartet. Am Ende kam ich mir vor wie ein Mensch aus einer ganz anderen, weit entfernten Zeit.

Donnerstag, 9. März 2017

Erinnerungslücke: Kein Gedenken an die Brandnacht?


Luisenplatz 1944
Die Darmstädter Erinnerungstopographie weist eine seltsame Lücke auf. In der Innenstadt, also der ehemaligen Altstadt und der Mollerstadt, weist nichts auf die mehr als 12.000 Menschen hin, vorwiegend Frauen und Kinder, die in der Brandnacht des 11.September 1944 ums Leben kamen.

Zwar gibt es die Gedenkstätte auf dem Waldfriedhof, wo die nicht identifizierten oder identifizierbaren Opfer in einem Massengrab bestattet wurden, am Ort des Geschehens aber erinnert nur eine Betonstele mit den Bilder der zerstörten Gebäude an die Zerstörung der Stadt und ihrer Gebäude, doch auf den Texttafeln kein Wort über die Opfer.

Die Gedenkstätte am Kapellplatz erinnert seltsam abstrakt an die "Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft", doch die Jahreszahl an der als Mahnmal nur mit den Außenmauer aufgebauten Kapelle weist eindeutig auf die Zeit des "Dritten Reiches" hin, und stellt damit die "Opfer des Krieges" in den Hintergrund.

Ich bin als Kind in der damals noch weiträumig zerstörten und niedergebrannten Stadt aufgewachsen, ich sah sie, wie sie zumindest in ihren Grundrissen ausgesehen haben mußte, und ich erlebte einen rigorosen, völlig rücksichtslosen Wiederaufbau, der das Gesicht der Stadt ein zweites Mal zerstörte.

Mit der Erinnerung an die Brandnacht, mit der ich zum ersten Mal in meinem Leben im Alter von fünfzehn Jahren, im Jahr 1964 in Form von Augenzeugenberichten und ausführlichen Reportagen in den Tageszeitungen konfrontiert wurde, habe ich mich mein Leben lang beschäftigt. Ohne diese Berichte hätte ich wohl nicht den Kriegsdienst verweigert, und später habe ich jahrelang als Anwalt Kriegsdienstverweigerer vertreten, aus vollem Herzen und mit großem Engagement.

Daß es aber so gar keine Gedenkstätte für die Brandnacht gab, hat mich immer schon gewurmt.

Umso mehr freut es mich nun, daß endlich ein prominenter Darmstädter die Initiative ergriffen hat, um die Brandnacht nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das "Saladin-Eck" der richtige Ort für ein Brandnacht-Museum ist, aber die Initiative unterstütze ich als "alter Darmstädter" aus ganzem Herzen. 

Der Artikel ist hier zu lesen.


Programm: 4. Parkmonopol beseitigen.

Wilhelminenstraße um 1970
Wenn ich dieses Bild sehe, kommen mir eigentlich fast die Tränen. Das Gelände des Alten Palais war noch eine Wiese, auf dem Gelände des Palaisgarten standen kleine Verkaufspavillons, die vielen kleinen, originellen Lädchen Platz boten. Die Wilhelminenstraße war noch die baumbestandene Prachtstraße, so wie sich Moller diese Straße gedacht hatte.

Und es gab Parkplätze. 10 Pfennig die halbe Stunde. An die alten "Parking-Meter" erinnere ich mich noch.


Zu der Vereinbarung mit dem Investor Mengler, der sowohl den Bau der Stadtautobahn, wie auch den Bau eines Rings von Parkhäusern und Tiefgaragen, wie auch den Bau des Luisencenters vorantrieb, gehörte, daß in einem Umkreis von 500 m um Menglers Garagen keine preisgünstigen Parkplätze angeboten werden dürfen.


So kam es. In der heutigen Fußgängerzone ist Parken weitestgehend verboten. Auch entlang des "Cityring" ist Parken weitestgehend untersagt. Parkplatz in der Innenstadt ist in insgesamt 3 Parkhochhäusern und 4 Tiefgaragen reichlich vorhanden, jedoch zu einem deutlich höheren Preis. Die Garagen gehörten schon immer zu einem Monopol, nämlich dem Monopol Menglers, den der wollte für die Bestechungsgelder, die er an SPD und CDU zahlte, ja auch eine Gegenleistung.


Sie gehören heute zu dem Monopolisten Q-Park. Das trio infernale Mengler, Reißer (CDU) und Sabais (SPD) hat aus der bis zur Unkenntlichkeit verunstalteten östlichen Mollerstadt eine Gelddruckmaschine gemacht.


Wie kommen wir da raus? Die Straßen gehören der Stadt. Sie kann den Monopolisten aushungern.

Mittwoch, 8. März 2017

Wahlkampf-Zwischenbilanz; Denunziation, Ausgrenzung, Terror

Briefkasten für Denunzianten am Dogenpalast in Venedig
1. Denunziation.

Ich bin bekennender Apo-Opa. Die Überidentifikation mit der feministischen Bewegung ist Teil des 68er-Syndroms. Als wir heirateten, nahm ich den Familiennamen meiner Frau an. Schließlich kam es darauf an, ein Zeichen gegen die patrilineare Rechtstradition des Patriarchats zu setzen.

Unsere Begeisterung für den Feminismus, speziell den linken, hat seitdem gelitten. Wer in einem Anwaltsbüro arbeitet, dem kann eigentlich nicht verborgen bleiben, daß die "Errungenschaften" des Links- Feminismus für Frauen fatal sind. Die faktische Abschaffung des Betreuungsunterhalts im Jahre 2008 durch die linksfeministische Justizministerin Zypries, hat Frauen ärmer gemacht und sie in die Abhängigkeit von "Vater Staat" gezwungen.

Die Frauenfeinde - so meine anwaltliche Erfahrung - sitzen in den feministisch gestimmten Ministerien, den Sozialämtern, die alleinstehende Frauen schurigeln, speziell den Jugendämtern, die seit mehreren Jahren die Zahl der "Inobhutnahmen" vor allem der Kinder alleinstehender Frauen vervielfacht haben.

Wie oft ich von Frauen gehört habe, daß sie von den "Erzeugern" ihrer Kinder gedrängt wurden, doch von der feministischen "Errungenschaft" des "Abtreibungsrechts", Gebrauch zu machen, mag ich nicht mehr zählen.

Und nun das: Wider besseres Wissen, und wegen eines unernst gemeinten Posts bei facebook - ein Zeitungsschreiber sollte eigentlich zwischen Satire und Prosa unterscheiden können - und eingeschrumpft auf ein Etikett, das man mir ankleben kann, werde ich seit Monaten als "Frauenfeind" denunziert. So, genau so funktioniert Denunziation.
Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.
2. Ausgrenzung

Daß mich die Oetinger-Villa-Crew nicht einlädt, ein Jugendzentrum in städtischer Trägerschaft, ist schon peinlich. Wer sich mit dem antifaschistisch-fem*inistischen Programm des JuKuZ befasst, wundert sich nicht. Es drohte ja auch Schreckliches. Was kann schlimmer sein, als ein Ex-68er, der vom wahren Glauben abgefallen ist.

Aber daß mich Diakonie und Caritas ausgrenzen, ist eine Riesen-Schweinerei. Ich berate beide Vereine seit 26 Jahren für einen seit 26 Jahren nicht angepassten sehr bescheidenen Betrag in allen Fragen des Ausländer- Asyl- und Sozialrechts.

Ich bin seit Jahrzehnten engagiertes Mitglied meiner Kirche, ich bin Gründungsmitglied einer christlich inspirierten Freien Schule, der nach dem brüderischen Bischof Johan Amos Comenius benannten Freien Comenius Schule,habe in einem Pfarrgemeinderat ehrenamtliche Arbeit geleistet, war Mitglied der ACK, arbeite als Küster für meine Gemeinde, singe im Kirchenchor, meine Frau führt unentgeltlich den Gemeindeladen und organisiert Gebetskreise, tausende Stunden unentgeltlicher Arbeit für ein "Vergelt´s Gott" und für die christliche Sache, haben mich gleichwohl nicht für würdig erscheinen lassen, in einem Stuhlkreis Platz nehmen zu dürfen.

Daß da nun im trauten Stuhlkreis bei Caritas und Diakonie  Jochen Partsch Platz nimmt, der es sich nicht nehmen läßt, jedes Jahr den "Christopher Street Day" zu hofieren, dreht mir den Magen um. Schließlich läßt Jochen es nicht dabei bewenden. Vielmehr versäumt er keine Gelegenheit, gegen "fundamentalistische" Christen zu wettern, die sich nicht für die Homo-Ehe, oder für die famosen kultusministeriellen Erlassen zur "Akzeptanz" homosexueller Lebensweisen begeistern lassen. Hier nachzulesen:
Wie Rosa Opposum verurteilte auch Jochen Partsch die Stuttgarter "Demo für alle" scharf, weil sie Schwule und Lesben ausgrenzen wolle. Eine Weitere ist im Oktober geplant und sollte dann auf mehr Widerstand stoßen. "Diskriminierung ist keine Verhandlungssache", betonte Partsch. Die Anständigen müssten Haltung gegenüber den Reaktionären zeigen.
Diesen Widerstand der "Anständigen" habe ich vor wenigen Monaten leibhaftig erleben dürfen. Bei der "Demo für alle" am 30.10.2016, organisiert von der Katholikin und (inzwischen ehemaligen) Christdemokratin Hedwig von Beverfoerde bedrohten hunderte von militanten "Anständigen" eine Demonstration unter anderem von Familien mit Kindern. Zu Beginn der Demonstration baten die Veranstalter, doch bitte Frauen und Kinder in die Mitte zu nehmen.

Der Polizei gelang es nicht gegen die "Anständigen" das Demonstrationsrechts der "Reaktionäre" durchzusetzen. Die Demo mußte umkehren.

Die Begründung für meine Nicht-Einladung ist die absolute Krönung des Ganzen:
„Wir haben die Freiheit, diese Entscheidung zu treffen“, betonte Edda Haack (Diakonisches Werk) am Freitagabend. Begründet wurde dies damit, dass die Veranstalter nicht neutral seien, sondern für christliche Werte in einer pluralen Gesellschaft stehen.
Meine Frau hat mir den Zeitungsartikel, in dem das stand, wortlos über den Tisch gereicht. Der absolute Tiefpunkt.

3. Terror.

Ich meine nicht die durchgeknallten Jugendlichen, die jeden Samstag den Info-Stand belagern und kulturell hochstehende oder auch völlig blöde Sprüche auf den Boden kritzeln. "FCK AFD" ist ja schon ein bissel altbacken. Aber "Nationalismus ist haram" eröffnet ein Spektrum von Deutungen, die sich aufs Anmutigste zu einem Bild völliger Verblödung fügen.

Ich meine den Boykott städtischer Ämter, die mich hintergehen. Ich meine die "Flüchtlingshelfer", die sich von meinen Mandanten Schreiben unterschreiben lassen, mit denen mir das Mandat gekündigt wird, weil ich nach ihrer - der "Helfer" - Auffassung der falschen Partei angehöre. Die meist nicht sprachkundigen Mandanten, wenn ich sie einbestelle, erklären, sie hätten gar nicht verstanden, was sie da und warum sie es unterschreiben.

Es wäre völlig vermessen, würde ich mich mit den verfolgten Juden vergleichen. Aber das Gefühl, wie es den Betroffenen so ging, wenn an der Schaufensterscheibe ein Plakat "Kauft nicht bei Juden" klebte, das Gefühl kann ich nun authentischer nachfühlen.

So viel Eimer, wie ich vollkotzen möchte, gibt es in unserem Haushalt nicht.

Samstag, 4. März 2017

Programm: 3. Cityring zurückbauen: Straßenbau als Klassenkampf von oben.

Wilhelminenstraße 1975: Der Alptraum Stadtautobahn beginnt.
Wie es zum Bau von Luisen-Center, Stadtautobahn und zum Parkhausmonopol Jakob Manglers kam, das hat schon den Charakter eines Stadt-Krimis "mit allem": Nepotismus, Bestechung, politischer Filz, Dummheit, Faulheit, Ignoranz, Mißachtung des Bürgerwillens. Der 1971 noch manchmal regierungskritische "Spiegel" hat das unter dem Titel "Affäre/Mengler: prall gefüllt" zum bundesweiten Thema gemacht. Unbedingt lesen! Geholfen hat es übrigens nichts.

Daß sich ausgerechnet Sozial- und Christdemokraten zum Schlappenschammes des "Investors" Mengler machen ließen, hab ich noch nie verstanden. Die Innenstadt wurde unbewohnbar, die vor allem mit Sozialwohnungen bebaute Hügelstraße, verlärmt und verpestet. Wohnungsbau an der Stadtautobahn? Unmöglich.

Auch die klassische Klientel der bürgerlichen Parteien, die Einzelhändler, litten. Die Mieten stiegen innerhalb des Rest-Innenstadt, der neuen Fußgängerzone, rasant, schließlich überlebten nur noch Konzernfilialen. Die Liste der vertriebenen, nicht auf den Massenkonsum ausgerichteten Einzelhandelsbetriebe ist lang und wird immer länger. Café Schwarz, Café Espenschied, Fisch-Fertig am Markt, Feinkost-Fertig in der Ludwigstraße, die auf hochwertiges Porzellan spezialisierte Firma Olitzsch, die "Truhe", die Firma Bergsträsser, die Hippie-Lädchen am Palaisgarten, sämtliche keinem Großkonzern angehörenden Buchhändler, der Herrenausstatter Wöhlert, Tritsch und Heppenheimer, Römer, der Naturkostladen "Farm", die Firma Molina, die Firma Riegel und Reisse, usw. usf. alles verschwand zugunsten gesichtsloser Konzernfilialen, die es in jeder Stadt und jedem Einkaufszentrum in gleicher Form gibt.

Straßenbau als "Klassenkampf von oben."

Ich will versuchen, dazustellen, wie der Rückweg aussehen könnte. Zunächst die Ausgangsposition.


Verkehrstrassen 1890
Der ursprüngliche Straßenplan Georg Mollers blieb noch bis 1945 erhalten. Rheinstraße, Neckarstraße, Mainstraße (heute Mathildenplatz/Wilhelminenstraße). In blau die Dampfstraßenbahn nach Arheilgen, Griesheim und Eberstadt. 

Ist-Zustand ab 1977

Das wirre Straßenbahn-Netz verdankt sich keiner Planung sondern nur dem Gezänk. Wieso gibt es einen unsinnigen Parallelverkehr auf Rheinstraße und Bismarckstraße? Weil sich die private SEG und die städtische Straßenbahn nicht einigen konnten. Die Stadt blockierte die Elektrifizierung der Dampf-Straßenbahn, die SEG blockierte die Nutzung ihrer Trassen auf Rheinstraße, Neckarstraße und Frankfurter Straße. Nun haben wir vier Straßenbahntrassen im Querschnitt, wo zwei genügten, und drei Gleisdreiecke, die eine Giga-Kreuzung erfordern (Rhein-Neckar-Straße) und zwei Plätze verschandeln (Luisenplatz und Willy-Brandt-Platz).

Aus der vierspurigen Hauptverkehrsstraße, der Rheinstraße, ist nun eine sechsspurige Stadtautobahn geworden, der City-Tunnel verschandelt Rhein- und Wilhelminenstraße, die Holzstraße verdient das Prädikat "häßlichste Straße der Republik". Gäbe es einen Preis für die idiotischste Straßenplanung innerhalb einer historischen Innenstadt, Darmstadt gebührte der Erste Preis mit drei goldenen Palmen.

Geht es anders? Ja, wenn man will. Wenn man auf Tunnel und Stadt-Autobahn verzichtet, die Schienentrassen auf eine Ost-West-Querung reduziert. Darmstadts westliche Herzhälfte - die Mollerstadt, die Altstadt ist rettungslos verloren - könnte wieder schlagen.


2020? 2030? Oder Niemals?

Eines sollte klar sein: ohne Neu-Ordnung der Verkehrstrassen keine Wiedergeburt der Mollerstadt. Das Gesamt-Konzept ist hier zu finden.


3. Cityring“ zurückbauen. Bestechliche Politiker und geldgierige Investoren haben die Darmstädter Innenstadt vor 40 Jahren in eine Betonwüste verwandelt. Die Bausünden des „autogerechten“ Umbaus der Innenstadt müssen beseitigt werden.

Mittwoch, 1. März 2017

Politischer Aschermittwoch


Den "Politischen Aschermittwoch" habe ich nie verstanden. Es sind schon komische Typen, die meinen, dies sei der richtige Tage, um den politischen Gegner in die Pfanne zu hauen, dazu Weißwurst zu fressen und Bier zu saufen.

Geht es an diesem Tag nicht etwa um die eigenen Sünden, und ist dies nicht ein Tag, der dem Fasten und dem Gebet gewidmet ist?