Donnerstag, 9. März 2017

Erinnerungslücke: Kein Gedenken an die Brandnacht?


Luisenplatz 1944
Die Darmstädter Erinnerungstopographie weist eine seltsame Lücke auf. In der Innenstadt, also der ehemaligen Altstadt und der Mollerstadt, weist nichts auf die mehr als 12.000 Menschen hin, vorwiegend Frauen und Kinder, die in der Brandnacht des 11.September 1944 ums Leben kamen.

Zwar gibt es die Gedenkstätte auf dem Waldfriedhof, wo die nicht identifizierten oder identifizierbaren Opfer in einem Massengrab bestattet wurden, am Ort des Geschehens aber erinnert nur eine Betonstele mit den Bilder der zerstörten Gebäude an die Zerstörung der Stadt und ihrer Gebäude, doch auf den Texttafeln kein Wort über die Opfer.

Die Gedenkstätte am Kapellplatz erinnert seltsam abstrakt an die "Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft", doch die Jahreszahl an der als Mahnmal nur mit den Außenmauer aufgebauten Kapelle weist eindeutig auf die Zeit des "Dritten Reiches" hin, und stellt damit die "Opfer des Krieges" in den Hintergrund.

Ich bin als Kind in der damals noch weiträumig zerstörten und niedergebrannten Stadt aufgewachsen, ich sah sie, wie sie zumindest in ihren Grundrissen ausgesehen haben mußte, und ich erlebte einen rigorosen, völlig rücksichtslosen Wiederaufbau, der das Gesicht der Stadt ein zweites Mal zerstörte.

Mit der Erinnerung an die Brandnacht, mit der ich zum ersten Mal in meinem Leben im Alter von fünfzehn Jahren, im Jahr 1964 in Form von Augenzeugenberichten und ausführlichen Reportagen in den Tageszeitungen konfrontiert wurde, habe ich mich mein Leben lang beschäftigt. Ohne diese Berichte hätte ich wohl nicht den Kriegsdienst verweigert, und später habe ich jahrelang als Anwalt Kriegsdienstverweigerer vertreten, aus vollem Herzen und mit großem Engagement.

Daß es aber so gar keine Gedenkstätte für die Brandnacht gab, hat mich immer schon gewurmt.

Umso mehr freut es mich nun, daß endlich ein prominenter Darmstädter die Initiative ergriffen hat, um die Brandnacht nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das "Saladin-Eck" der richtige Ort für ein Brandnacht-Museum ist, aber die Initiative unterstütze ich als "alter Darmstädter" aus ganzem Herzen. 

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