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| Darmstadt 1840 |
Sonntag, 19. Februar 2017
Wort zum Sonntag.
Donnerstag, 16. Februar 2017
Kurzprogramm, Finale Version
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| Narrenschiff Darmstadt |
Umdenken statt „Weiter so“
Kurzprogramm
1.Dezentralisierung
und Demokratisierung
der Stadt: Ortsbeiräte für die Stadtteile Darmstadt, Bessungen, Arheilgen,
Eberstadt und Kranichstein.
2. Verkehrsbelastung
gerechter verteilen. Darmstadt braucht keine Umgehungs- sondern
Entlastungsstraßen. Der Eifelring ist bis zur Gräfenhäuser Straße zu
verlängern. Darmstadt braucht eine Verbindung des Martin-Luther-King-Rings mit
der Erbacher Straße. Der Böllenfalltorweg kann als Entlastungsstraße bis zur
Eugen-Kogon-Straße dienen.
3. „Cityring“ zurückbauen.
Bestechliche Politiker und geldgierige Investoren haben die Darmstädter Innenstadt
vor 40 Jahren in eine Betonwüste verwandelt. Die Bausünden des „autogerechten“
Umbaus der Innenstadt müssen beseitigt werden.
4. Parkmonopol beseitigen.
Der politische und ökonomische Filz der 70iger Jahre schuf ein teures Parkhaus-Monopol,
das die Stadt verschandelt. Parken am Straßenrand muß wieder möglich und
bezahlbar sein.
5. Regiotram für 100.000 Pendler.
Das veraltete Straßenbahnsystem ist zu einem leistungsfähigen Stadtbahnsystem
umzubauen und mit den regionalen Schienennetzen zu einer „Regiotram“ nach
Kasseler Vorbild zu verbinden. Nur so schaffen wir einen Quantensprung
im ÖPNV. 100.000 Pendler kommen aus dem Umland, vor allem Familien wohnen dort,
auch sie sind „Darmstädter“.
6.
Wohnungen: Mut zur Wahrheit. Wer den Bürgern 10.000 neue „bezahlbare“ Wohnungen
verspricht, will betrügen. Die als Lösung angebotene „Nachverdichtung“ würde
die Lebensqualität erheblich verschlechtern .In der Stadt kann nur noch in
geringem Maß Wohnraum durch Lückenschluß oder Konversion entstehen. Die Lösung
liegt in der Vernetzung mit der Region. Nur dort gibt es noch „bezahlbaren
Wohnraum“.
7. Die sozialen Brennpunkte
der Stadt sind vor allem Folgen einer verfehlten Stadtbaupolitik. Die Stadt
schafft mit einer 1.000-Personen-Unterkunft für Asylbewerber am Sensfelder Weg
gerade einen weiteren sozialen Brennpunkt. Umdenken statt weiter so.
8. Umwelt: Alleen und baumbestandene
Plätze
sollen wieder in die Stadt zurückkehren. Ein neuer „Verkehrskompromiß“ könnte
das möglich machen. Die Lichtwiesenbahn ist sinnfrei und zerstört einen
innerstädtischen Park.
9. Darmstadt muß aus der
mißratenen „Energiewende“ aussteigen. Wir können es nicht zulassen, daß vor unserer Tür
der Odenwald mit 400 Windrädern vom Natur- zum Industriepark wird. Die
steigenden Energiepreise werden bis 2025 eine vierköpfige Familie 35.000
Euro kosten. Die Beteiligung der HEAG an Windparks im Odenwald ist zu
beenden.
10.
Kinderbetreuungseinrichtungen auch an Schulen sollen den Bedarf decken, und nicht
der Ideologie der an der Vollzeitbeschäftigung beider Eltern orientierten
„Lufthoheit über den Kinderbetten“ dienen.
11.
Kulturpolitik
ist in Darmstadt Staatstheaterpolitik. Derzeit zahlen Stadt und Land 33 Mio
per anno für das Staatstheater. Da bleibt nicht mehr viel für die Förderung
freier Initiativen.
12.
Sport: Der
Neubau und Umzug des SV 98-Stadions muß zügig erfolgen. Der alte Standort
taugt schon seit Jahrzehnten nicht mehr.
13.
Partnerstädte:
Das als Instrument der europäischen Versöhnung geschaffene Vertragswerk
der „Partnerstädte“ weist eine Lücke aus. Eine russische Partnerstadt fehlt.
Der Kalte Krieg ist zu Ende.
Kirchturmdenken überwinden.
Hans Mohrmann.
Oberbürgermeister für Darmstadt.
Sonntag, 12. Februar 2017
Sonntagsbild und Sonntagswort
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| El Greco, die Hochzeit der Jungfrau |
Es ist auch gesagt / Wer sich von seinem Weibe scheidet/der soll ihr geben einen Scheidbrieff. Ich aber sage auch/wer sich von seinem Weibe scheidet/es sey denn umb Ehebruch/der macht/das sie die Ehe bricht/und wer eine Abgescheidete freiet/der bricht die Ehe. (Luther-Übersetzung, Matthäus 5, 31,32) Tages-Evangelium von 12.2.2017
Samstag, 11. Februar 2017
Programm: 2. Verkehrsbelastung gerecht verteilen.
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| Hügelstraße 16 vor dem Krieg noch ohne Stadtautobahn. |
Die Hügelstraße ist heute die schmutzigste und lauteste Straße der Stadt. Kommerz und die zarten Sinne der Bewohner der "grünen Viertel" gehen vor den Belangen der Sozialmieter an einer Straße, die eigentlich schon immer eine Wohnstraße war.
Enlastungsstraßen könnten helfen.
Wer aber in Google "Darmstadt" und "Umgehung" eingibt, wird vor allem finden, daß in Darmstadt jede Menge "Gegen-"-Initiativen existieren.
Aber das Bild ist nicht zutreffend.
So gab es eine Initiative in Darmstadt, die BI gegen die "Osttangente", die gleichzeitig für eine Umgehungsstraße, oder korrekter gesagt, eine Entlastungsstraße eintrat. Diese Straße sollte in Fortsetzung des Martin-Luther-King-Rings westlich entlang der Odenwaldbahn das Martinsviertel vom Durchgangsverkehr entlasten.
Die Ost-Tangente war als vierspurige Stadtautobahn mitten durch das Martinsviertel geplant. Die alten Häuser an der Arheilger Straße wären abgerissen worden, das Martinsviertel wäre zum "Trassenviertel" mutiert.
Die Alternativ-Trasse nannte sich "Advokatentrasse", weil sie als Gegenentwurf zur Ost-Tangente von den Planeradvokaten des Sanierungsgebietes Martinsviertel entworfen wurde. Doch sie wurde durch die bewußte und gewollte Genehmigung von Gebäuden auf dieser Trasse durch den berühmt-berüchtigten Planungsdezernenten Reißer zumindest erschwert.
Eine "Umgehung" braucht kein Mensch, eine "Entlastung" aber sehr wohl, denn wer etwa aus Kranichstein in Richtung Böllenfalltor will, muß mitten durch die Stadt, durch die viel zu enge Kranichsteiner Straße etwa.
2. Verkehrsbelastung gerechter verteilen. Darmstadt braucht keine Umgehungs- sondern Entlastungsstraßen. Der Eifelring ist bis zur Gräfenhäuser Straße zu verlängern. Für die Verbindung des Martin-Luther-King-Rings mit der Erbacher Straße braucht es neue Ideen. Der Böllenfalltorweg ist als Entlastungsstraße bis zur Eugen-Kogon-Straße auszubauen.
Freitag, 10. Februar 2017
Programm: 1. De-Zentralisierung und Demokratisierung
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| Eine Hommage an Wilhelm Röpke |
In der Kernstadt leben, wenn man die statistischen Bezirke Darmstadt-West und Darmstadt-Nord großzügigerweise dazuzählt, weniger als 60.000 Menschen. Eine eher kleine Mittelstadt.
Erst wenn man die seit 1888 eingemeindeten Kleinstädte Bessungen (eingemeindet 1888) mit rund 13.000 Einwohnern, den anschließenden Stadtteil Darmstadt-West mit rund 16.000 Einwohnern, die 1938 durch den NSDAP-Gauleiter Sprenger zwangseingemeindeten ehemals selbständigen Kleinstädte Arheilgen (rund 17.000 Einwohner) die Mittelstadt Eberstadt (rund 22.000 Einwohner), sowie die erst in den 70ger Jahren entstandene "Trabantenstadt" Kranichstein (11.000 Einwohner) dazuzählt wird die Mittelstadt Darmstadt zur Großstadt.
Daß seit 1977 auch die Kleinstadt Wixhausen mit rund 6.000 Einwohner dazugehört, haben wir dem jakobinisch-sozialistischen Ungeist der 1977 von der damaligen sozialliberalen Koalition veranstalteten "Gebietsreform" zu verdanken.
Soziologisch und historisch aber ist "Darmstadt" nur der kleinere Teile eines Konglomerates von Klein und Mittelstädten.
Dennoch haben diese kleinen und mittleren Städte, bis auf Wixhausen, auch den letzten Rest von Autonomie verloren. Darmstadts OB und Stadtverordnetenversammlung regieren gleichsam absolutistisch über Stadtteile, denen man seit teilweise mehr als hundert Jahren noch nicht einmal einen Ortsbeirat gönnt.
Immer dann, wenn es einer wieder einmal anregt, wenigstens für ein paar Stadtteile die in der HGO vorgesehenen Ortbeiräte einzurichten, wird dies meistens aus eine GANZ GROßEN KOALITION aus SPD, CDU, Grünen, FDP, Linken und "UFBASSE" abgelehnt. Die Stadtteile seien ja auch schon in der StaVo repräsentiert, heißt es dann.
Allerdings, wie man weiß, sind sie dort eben immer eine Minderheit, die aus politischen Gründen in der Regel überstimmt wird. So geschehen bei der Auseinandersetzung um die Straßenbahn nach Kranichstein, die auf den fast einhelligen Widerstand der Kranichsteiner stieß, ebenso wie die Verlängerung der Straßenbahn in Arheilgen.
1. Dezentralisierung und Demokratisierung der Stadt: Ortsbeiräte für die Stadtteile Darmstadt, Bessungen, Arheilgen, Eberstadt und Kranichstein.
Erklärung: Die in der Regel zwangseingemeindeten Stadtteile außer Wixhausen besitzen keinerlei Autonomie mehr, Darmstadt regiert über diese Stadtteile und über die Köpfe der Einwohner hinweg.
Wilhelm Röpke hielt die "Konzentration" sei es in ökonomischer oder politischer Hinsicht für das Erbübel schlechthin. Röpke gilt als einer der "Väter" der politischen Theorie der sozialen Marktwirtschaft.
Donnerstag, 9. Februar 2017
Nazis, Sozis und die Stadt
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| Darmstadt Marktplatz Jahrhundertwende |
Eigentlich war in der an begabten Architekten und Stadtplanern nicht armen Stadt Darmstadt ja genug Sachverstand konzentriert, und zwar ohne braune Flecken auf der Weste. Es hätte ja auch der künstlerisch begabte Otto Bartning werden können, der die Linien der Stadtplanung vorgab, oder der Architekturhistoriker Professor Karl Gruber.
Karl Gruber wurde immerhin in der allzu kurzen Aufbruchsphase nach dem Krieg noch zum Leiter der Wiederaufbaukommission der TH ernannt. Sein Wiederaufbauplan für die Altstadt aber blieb unberücksichtigt.
Nicht Gruber wurde 1946 zum Oberbaudirektor der Stadt ernannt, sondern der Albert-Speer-Jünger und gerade frisch mit einem "Persil-Schein" gewaschene NS-Architekt Peter Grund. Und in seiner Zeit als Kultusminister protegierte ausgerechnet Metzger dann auch noch Grunds Ex-Parteigenossen Herbert Rimpl und Ernst Neufert. Beide gelangten in höchste Ämter an der TH Darmstadt.
Gemeinsam machten sich diese drei daran, die Altstadt im Speerschen Sinne zu dekonstruieren. Dutzende Privatgrundstücke wurden flächendeckend enteignet, die Trümmer der Altstadt mit Bulldozern zum Planum einer überdimensionierten Aufmarschstraße - der Landgraf-Georg-Straße - zusammengeschoben. Auf der südlichen Seite blieb inmitten einer spärlichen Randbebauung eine Brache, die euphemistisch als "Park" deklariert wurde, nördlich machten sich die banalen Zweckbauten der TH breit.
Mit alten Nazis ... hatte Metzger keine Probleme. Schon 1947 (richtig: 1946) berief er den NS-Architekten Peter Grund zum Darmstädter Oberbaudirektor; zeitgleich erhielten Grunds ehemalige Parteigenossen Herbert Rimpl und Ernst Neufert höchste Ämter an der Technischen Hochschule. Rimpl entwarf den Generalplan für den Wiederaufbau der TH. Neufert stapelte das Gewünschte mit größtmöglicher Rücksichtslosigkeit ins Weichbild der Darmstädter City.
... Gegen Grund hatte Karl Gruber - selber TH-Professor - keine Chance. Gruber hatte schon 1945/46 einen Wiederaufbauplan entwickelt, der behutsam versuchte, Stadtgeschichte und Stadtform in eine der Neuzeit gemäße Topografie zu überführen. Das Grand Design, das nun zum Zuge kam, wischte dagegen alle historischen Grundrisse vom Tisch. (Honold, Echo, Die Tote-Hosen-Zone der TU)Die Altstadt war damit plattgemacht, im wahrsten Sinn des Wortes, und mit überdimensionierten Straßenbauten zerschnitt Grund anschließend die Neue Vorstadt, Mollers Design.
Die verbleibenden schäbigen Reste erledigte dann der Filz aus "Investoren" - vor allem einem Investor - und einer faulen, korrupten und offenbar nach dem Baustoff Beton süchtigen Koalition aus praktisch allen politischen Parteien Darmstadt.
Professor Karl Gruber durfte die Stadtkirche wieder aufbauen, mehr nicht. Das Kaufhaus Fuld hinten rechts gehörte einer der einflußreichsten jüdischen Familien Darmstadts. Das Bild muß daher vor 33 und wohl kurz nach der Jahrhundertwende entstanden sein.
Montag, 6. Februar 2017
Montagsbild: das "Kleine Haus"
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| Herkunft des Bildes: http://www.dein-darmstadt.de/bilder/alle |
Das Kleine Haus war ursprünglich eine Reithalle und bis zur Brandnacht eines der ältesten Theatergebäude Deutschlands. Es brannte nieder, wäre jedoch, wie andere Gebäude, wieder rekonstruierbar gewesen.
Trotz Widerstands aus der Bevölkerung, die mit 18.000 Unterschriften den Wiederaufbau des Theaterensembles forderten, fiel das Theater dem Neuerungswahn zum Opfer.
Ein früherer Planungsdezernent warf den Darmstädter Abrißbirnen später einmal vor, "Krieg gegen geschichtliche Denkmale" geführt zu haben und noch immer zu führen. "Sozialistische Intoleranz gegenüber feudalen Bauwerken" sei ausschlaggebend dafür gewesen, dass "die Stadt Darmstadt und das Land Hessen in der Vergangenheit wichtige historische Bauten verkommen ließen und dem Erdboden gleichmachten".
So kann man das sagen.
Sonntag, 5. Februar 2017
Sonntagsbild
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| Hoftheaterplatz und Paradeplatz Ende 19. Jhdt. |
Das Bild zeigt links noch das Exerzierhaus (Zeughaus), das 1892 abgerissen und an dessen Stelle das Landesmuseum erbaut wurde. Die Photographie muß also aus der Zeit vor 1892 stammen.
Samstag, 4. Februar 2017
Zehntausend Wohnungen: die Rückkehr der Mietskaserne.
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| Zilles Darstellung des anmutigen Millieus der Berliner Mietskaserne |
Die Kandidaten für das Amt des Darmstädter Oberbürgermeisters überschlagen sich derzeit mit ihren Angeboten. Unter 10.000 Wohnungen geht gar nichts. Die schwarzgrüne Koalition hat die Marke gesetzt.
Zunächst: Fehlt in Darmstadt wirklich Wohnraum? Eigentlich nicht. Der Durchschnitts-Darmstädter lebt heute mit 42 qm Wohnfläche auf doppelt so großem Fuß wie in den 60igern. Die Durchschnittsbelegung betrug 2006 nur noch 0,47 Personen pro Raum (1968: 0,71). Auch im Vergleich zu anderen Großstädten ist das viel. In Frankfurt sind dies, je nach Stadtviertel zwischen minimal 25 maximal 47 qm. Grund für diese gewissermaßen unwirtschaftliche Nutzung des vorhandenen Wohnraums ist u.a. die Hohe Zahl der Einpersonenhaushalte, die in der Innenstadt mehr als 60% Anteil haben.
Mir sind die Beispiele bekannt. Ich habe in mehreren Fällen gegen solche "Nachverdichtungen" geklagt. Zum Beispiel an der Gardistenstraße, wo ein Neubau gegen die Vorgaben des BPlans verstieß, der verlangte, daß das historische Ensemble der Gardistenhäuser aus denkmalschützerischen und städtebaulichen Gründen nicht tangiert werden dürfe.
Die Mandantin ließ sich "rauskaufen", das Ergebnis, das sämtliche Vorgaben des BPlans verletzte, kann man nun besichtigen. Mit Billigung der damals grünen Planungsdezernentin Lindscheid und gegen den Widerstand der Anwohner, die viel Geld in die denkmalsgerechte Renovierung der Gardistenhäuser gesteckt haben wurde in der brutalstmöglichen Weise "nachverdichtet".
Die zum neuen Dogma erhobene Nachverdichtung wird die Wohnqualität erheblich verschlechtern. Wo ein dreistöckiges Gebäude stand, steht nun ein fünfstöckiges, wo Parkplatz fehlte, ist er nunmehr nicht mehr vorhanden. Bei der Sanierung des Martinsviertels hat man die Blöcke entkernt, um mehr Luft, Licht und Sonne für den Wohnbestand zu schaffen und nun retour? Mietskasernenbau im Stil der "Jahrhundertwende"? Hinterhäuser, die den Vorderhäusern, Licht Luft und Sonne nehmen?
Das Ergebnis wird dazu führen, daß demnächst überall Kranichstein sein wird, weil in den "verdichteten" Vierteln die Wohnqualität sinkt, die Attraktivität nachläßt, die Besserverdienenden wegziehen.
Außerdem setzt das Baurecht enge Grenzen. Oder auch nicht. Man kann das Baurecht, wie oben beschreiben, ja auch einfach ignorieren.
Der neue Baugebietstyp des "Urbanen Gebiets" (§ 6a BauNVO) soll Wohnraum in hochverdichteten Innenstädten schaffen. Man wird sich da das neue Wohnbürohaus vorstellen können mit einem dutzend Geschossen oder mehr. Das Menglerhochhaus und die überzähligen Bürobauten bieten sich an.
Ganz besonders sinnig ist - auch das findet sich in den Vorschlägen -die Idee der Bebauung des Marienplatzes mit Wohnungen. Dieser Platz ist in Wahrheit das Gelände der ehemaligen Dragonerkaserne. Der Marienplatz lag östlich der Heidelberger, wurde aber unter dem Betongebirge des Landestheaters begraben. Der ehemalige Palaisgarten wurde durch das Luisencenter überbaut. Als Ausgleich sollte der neue Marienplatz eine Grünfläche werden.
Die Lösung liegt u.a. im Wiederaufbau - noch immer gibt es zahlreiche Häuser in der Innenstadt, wo nach dem Krieg nur ein oder zwei Geschosse wiederaufgebaut wurden, in der Verbesserung der Wohnqualität (wer baut schon Wohnungen am "Cityring") und in der Verbesserung des Verkehrssytems, damit Wohnen im Umland attraktiver wird. Da ist nämlich noch Fläche vorhanden.
Die Lösung liebt vor allem in einer dichteren Bewohnung, nicht einer dichteren Bebauung. Es braucht also Anreize dafür, etwa dann, wenn die Kinder aus dem Haus sind, eine kleinere Wohnung zu suchen.
Auch hier wäre der Mut zur Wahrheit bitter nötig. Die innerstädtischen Wohnbauflächen für den Wohnbau sind praktisch nicht vorhanden, will man nicht auch noch die letzte Freifläche zubauen. Die Nachverdichtung führt zur Verschlechterung der Wohnqualität, die Mietskaserne ist kein heiß begehrter Wohnort.
Schließlich ist in Darmstadt selbst sanierter Altbau-Wohnraum unter 9 Euro netto/Kalt nicht zu bekommen. Ohne massive Subventionierung läuft also gar nichts, will man die soziale Segregation vermeiden.
Darmstadt muß über den Tellerrand, sprich die Stadtgrenze schauen, der Wohnungsneubau ist in Darmstadt zu Ende.
Freitag, 3. Februar 2017
"Die revolutionäre Karriere"
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| Max |
Nachdem ich am Wochenende mit gravierenden Symptomen im Krankenhaus gelandet bin, und festgestellt habe, daß mich die ständigen Angriffe gegen meine Person, außerparteilich und innerparteilich doch krank machen - ich hielt mich für unverletzlich - erinnerte ich mich daran, welchen Spruch ich in meinem Studentenzimmer an der Wand hängen hatte.
Die revolutionäre Karriere führt nicht über Bankette und Ehrentitel, über interessante Forschungen und Professorengehälter, sondern über Elend, Schande, Undankbarkeit, Zuchthaus ins Ungewisse,das nur ein fast übermenschlicher Glaube erhellt. Von bloß begabten Leuten wird sie daher selten eingeschlagen. (Max Horkheimer, Dämmerung)Meine spätere Frau hat sich furchtbar erschreckt, als sie diesen Zettel gesehen hat. Aber vielleicht werde ich noch immer vom selben Geist angetrieben.
Max Horkheimer ist einer der mutigsten und unverblümtesten Menschen, die ich in meinem Leben kennengelernt hat. Ich bin kein Anhänger der "Kritischen Theorie", aber auf meinen Professor Max lasse ich nichts kommen. Hier Max H. im O-Ton.
Und außerdem hat der Marx gar nicht gesehen, daß Freiheit und Gerechtigkeit dialektische Begriff sind. Je mehr Freiheit, desto weniger Gerechtigkeit. Und je mehr Gerechtigkeit, desto weniger Freiheit.Das hätte ein Erik Maria Ritter von Kuehnelt-Leddihn auch nicht anders gesagt. Wirklich kluge Menschen treffen sich immer in der selben Erkenntnis.
Donnerstag, 2. Februar 2017
Wie Faulheit, Dummheit und Geldgier Darmstadt ein zweites Mal zerstörten.
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| "Schloßgarage" und Hoftheater 1970 ff. |
Dieses Bild vereint in sich alles, was aus einer Stadt einen Trümmerhaufen macht, Ignoranz, Geldgier, Vetternwirtschaft und Filz.
Den Bauherrn der "Schloßgarage", die gleichzeitig in ihrem rückwärtigen Teil ein von Staatsgeldern subventionierter Atom-Bunker ist, kannte ich noch gut. Eigentlich kannte den jeder, weil er mit seinem Mercedes 600 liebend gerne in der Innenstadt spazierenfuhr, damit auch keiner übersah, daß er das dickste Auto der Stadt besaß.
Mit hundertausenden Mark bedachte Jakob Mengler die damals mit absoluter Mehrheit regierende SPD und die Stadt und vergaß natürlich auch die "Opposition" nicht, die CDU.
Er vergaß allerdings auch nicht, seine Spenden zurückzufordern, wenn nicht so abgestimmt wurde, wie erwartet und gewünscht.
Bequem für den Darmstädter Politfilz, profitabel für Mengler, denn die Kommune ließ bauen, statt selbst die Hand zu rühren, und Jakob Mengler verdiente mit dem Garagen-Monopol in der Stadt, daß er sich auch noch vertraglich gegen die Konkurrenz absichern ließ, weit mehr, als an "Spenden" wieder zurückfloß. Wer sich heute über mangelnde Parkplätze in der Innenstadt ärgert, sollte wissen, daß sich Mengler zusichern ließ, daß 500 Meter um seine Garagen ein Parkverbot zu gelten habe.
Daß gleichzeitig die Innenstadt in eine Betonwüste verwandelt wurde, daß die Prachtstraße Wilhelminenstraße in Beton ersoff, daß die Plätze Darmstadts einer nach dem anderen Ihr Flair und ihr Grün verloren, störte den "Baulöwen" überhaupt nicht, und den bräsigen OB Dr. Ludwig Engel erst recht nicht.
Sozial- und Christdemokraten nickten alles ab, sprang doch für die Parteikassen stets noch etwas ab.
Die einzigen, die protestierten, war ein kleines Häuflein Jusos, zu denen ich mich damals zählte, und ein tapferes Bündnis engagierter Bürger. Die erste Demonstration, an der ich in Darmstadt mit süßen siebzehn teilnahm, richtete sich gegen den Bau einer Villa für Dr. Ludwig Engel im Landschaftsschutzgebiet an der Rosenhöhe.
Kann man ja verstehen, daß man ein bissel Grün vor der Tür haben möchte, nachdem der Geschäftspartner die ganze Innenstadt in eine einzige Betonwüste verwandelt hat.
Das Luisenzentrum ist in meinen Augen das ganz sicher häßlichste Kaufrathaus der Welt gewesen, vielleicht nicht objektiv, aber weil unter diesem verqueren Bunker mein geliebter Palaisgarten verschwand, zumindest subjektiv. Der Inhaber des feinsten Ladens am Palaisgarten, Ludwig Bergsträßer versuchte noch, Geist und Sachverstand in der Stadt gegen dieses Vorhaben zu mobilisieren, es hat nichts gefruchtet. Kommerz und Filz waren stärker.
Bergsträssers kleine Broschüre "Armes Darmstadt, Deine Plätze" habe ich noch. Sie ist von meinem Mentor, dem Sozialdemokraten Ernst Theodor Mohl unterschrieben, von Diplomingenieuren, Professoren und Doktoren, auch von der hochdekorierten Darmstädter Schriftstellerin Gabriele Wohmann. Gegen das Bündnis von Dummheit und Gier, personifiziert in dem Ignoranten Ludwig Engel und dem Betonkopf Mengler kam der feine, alte Herr Ludwig Bergsträsser nicht an.
Bei der Einweihung des "Luisenzentrums" flogen Eier und Tomaten. Es war ein feierlicher Moment.
Mittwoch, 1. Februar 2017
Raub der Flammen. Die Liberale Synagoge.
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| Die Liberale Synagoge |
Mitten in der Stadt erinnerte ein Bauwerk an die orientalischen Wurzeln der westeuropäischen Kultur. Das Gebäude überragte die umgebende Bebauung und war damit neben der Johanneskirche eines der Wahrzeichen des nach dem jüdischen Unternehmer und Mäzen benannten Blumenthal-Viertels.
Die liberale Synagoge wurde in der "Reichskristallnacht" niedergebrannt.
Auch das christliche Wahrzeichen des Blumenthal-Viertels, die Johanneskirche, wurde wenige Jahre später durch Bomben zerstört und brannte nieder. Der Brand hatte sich durch die Stadt gefressen.
Auch das christliche Wahrzeichen des Blumenthal-Viertels, die Johanneskirche, wurde wenige Jahre später durch Bomben zerstört und brannte nieder. Der Brand hatte sich durch die Stadt gefressen.
So die Wurzel heilig ist, so sind auch die Zweige heilig. Ob aber nun etliche von den Zweigen ausgebrochen sind und du, da du ein wilder Ölbaum warst, bist unter sie gepfropft und teilhaftig geworden der Wurzel und des Safts im Ölbaum, so rühme dich nicht wider die Zweige. Rühmst du dich aber wider sie, so sollst du wissen, daß du die Wurzel nicht trägst, sondern die Wurzel trägt dich. (Paulus, Römer 11-18)
Darmstädter Trauerspiele I: Verpaßte Chancen
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| Stadtkarte 1949 |
Dieser Ausschnitt aus einer Stadtkarte von 1949 zeigt das baulich gesicherte Hoftheater noch als "Großes Haus". Der Durchbruch der Zeughaus-Straße zur Bleichstraße und damit die Stadtautobahn ist noch nicht vorhanden, auch die Landgraf-Georg-Straße hat noch die bescheidenen Dimensionen der Vorkriegszeit.
Über die Hochschulstraße gibt es noch eine direkte Verbindung des Watzeviertels zur Innenstadt, die breite Schneise der "Holzstraße", unter der Teile der Altstadt verschwinden ist noch nicht zu erkennen.
Doch das Land Hessen enteignete das Gelände der Altstadt und begräbt nicht nur das Altstadtareal unter den banalen Zweckbauten der TH, auch das Alte Hoftheater, das als Kleines Haus fungiert, wird nicht wiederaufgebaut, auf dem Gelände entsteht später das Audimax und das sturzlangweilige Verwaltungsgebäude der TH.
Die Altstadt wird endgültig begraben. Das Hoftheater bleibt lange Zeit Ruine und wird schließlich - mangels eines für den Betrieb notwendigen "Kleinen Hauses" einer "toten" Nutzung zugeführt - dem Lageplatz alter Folianten und staubiger Akten, beschönigend als "Haus der Geschichte" bezeichnet.
Haus der Geschichtslosigkeit wäre angemessener gewesen.
Eine einzigartige Quelle Darmstädter Geschichte in Form alter Stadtkarten findet sich übrigens hier.
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